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Dienstag, 26. August 2014

Das war's - Danke!

Hallo!
Ich will mit diesem Post, wie der Titel schon andeutet, eine Art Abschluss mit diesem Blog finden. Bestimmt werde ich irgendwann noch einmal hier etwas erzählen, wenn ich, zum Beispiel, Amerika besuche, oder etwas dergleichen, doch die hauptsächliche Lebenszeit ist erloschen. Ich weiß, ich hatte oft versprochen noch etwas zu ergänzen, wie zum Beispiel die Details zu meiner Reise nach Hawaii, doch ich kann nur so schreiben in der Art, wie ich es sonst tue, wenn die Erinnerungen frisch sind und ich will nicht, dass ich mir irgendwas aus den Fingern sauge. Das wäre unnatürlich.

Ich denke, ich hätte ohne die Reaktionen von denen, die meine Worte gelesen haben nicht den Drang gehabt, hier weiter zu machen. Ich hab hierdurch eine neue Leidenschaft, das Schreiben, entdeckt und etwas erstellt, dass auf Knopfdruck in mir Erinnerungen verströmt.

Ich möchte mit diesem Post auch Danke sagen für die schöne Zeit. Dieser Blog war oft ausschlaggebend für mein Austauschjahr und ich hätte, während meines Jahres in den USA, nicht auf diesen Blog und natürlich euch, als meine Leser, verzichten wollen. Als ich diesen Blog erstellt habe, war er mehr für mich selbst gedacht, damit ich all das, was ich so erlebe mit Hilfe eines digitalen Tagebuchs konservieren kann. Ich sage "Danke" an alle, die jemals irgendeinen Post von mir gelesen haben und auch an alle, die mir Feedback gegeben haben, die, die mir vorgeschlagen haben Bücher zu schreiben, die, die mich durch Kritik angeregt haben, besser zu sein. Danke auch an alle, die irgendwie an diesem Blog mitgearbeitet haben. Dieser Blog bedeutet mir sehr viel, wie ich schon oft gesagt habe, und es tut mir weh ihn "aufgeben" zu müssen. 

Das Jahr war eine Bereicherung für mein Leben und ich kann den jungen Menschen da draußen, nur raten, sich auch mal durch den Kopf gehen zu lassen, so etwas zu tun. Diese Erfahrung hat mich für immer verändert und mein Herz wird für immer an zwei Orten das Gefühl von Heimat verspüren.

Noch einmal Danke für's Lesen!

Bis irgendwann einmal.

Der Texaner.

-Johann




Dienstag, 15. Juli 2014

Post vom Sonnenuntergang

Über einen Monat schon bin ich zurück in Deutschland. Ich habe Ferien und bin momentan im Camping-Urlaub mit meiner Familie am Plauer See in Mecklenburg-Vorpommern und sitze hier und beobachte einen wundervollen Sonnenuntergang und dieses orange Licht, welches wie ein Schleier über dem Wasser liegt und, wie John Green in dem Buch Looking For Alaska so schön sagt, irgendwie alles schöner macht. (Habe gestern das Buch fertig gelesen... Rein zufällig...)
Nachdem ich so ein wundervolles Buch las und am nächsten Tag einer Schönheit, wie ein Sonnenuntergang an dem für mich schönsten Ort der Welt, hilflos ausgesetzt bin, kann ich mich, als Individuum, dessen, durch ein Online-Blog freigesetzte, neue Leidenschaft Schreiben ist, nicht beherrschen und sitze nun hier und schreibe drauf los, wo auch immer dies hier hinführt.

Was ist so passiert in der letzten Zeit? Nun, ja. Ich weigere mich auf Deutsch zu denken, was mich immer noch auf Englisch träumen lässt. Ich habe Fahrschule angefangen, die Weltmeisterschaft verfolgt, bin Arbeiten gegangen, um meinem späteren Praktikumsbetrieb unter die Arme zu greifen und mir ein Ticket in die USA zu verdienen, habe eine Beziehung mit meiner Baby-Nichte aufbauen können und konnte mit vielen Menschen reden. Dabei war ich komplett von den Socken, wie viele doch meinen Blog kannten, und allen, die das tun und meine Worte gern lesen, möchte ich Danke sagen, dass ich heute hier sitzen kann und schreiben kann, da ich weiß, dass da draußen welche sind, die sich freuen, wenn ich Poste und das macht mich glücklich. Danke!

Ich gewöhne mich mehr und mehr an mein Deutschland. Diese schöne Landschaft, diese teuren Getränke ohne Free-Refills, das gute Essen, die komplizierte Sprache, der andere Mode-Stil, Mülltrennung und so weiter.

Es ist komisch, sich vorzustellen, dass ich vor einem Jahr auch hier war und keine Ahnung hatte, was ich heute zu erzählen habe. Heute hatte ich ein Wylie-High-School-Shirt an und meine Mutter meinte, "Hättest du vor einem Jahr gewusst, dass du heute dieses T-Shirt trägst..." Ich kann mich noch daran erinnern, als ich auf Google Earth "High School" eingab und ich auf irgendeinen, der Punkte klickte, der auf dem Satellitenbild der USA erschienen, tausendfacher Anzahl, wie Sterne am Nachthimmel. Ich habe mir sicherlich einhundert Wikipedia-Artikel durchgelesen von verschiedensten High Schools. Green Lake High School. Kennedy High School. Spencer County High School, Key West High School. Und ich wusste einer dieser Punkte wird irgendwann mal einen der bedeutensten Orte meines Lebens markieren. Am Ende war es Wylie High School, Wylie, Collin County, Texas, USA. Es ist faszinierend und erschreckend, auf wie vielen Zufällen, dieses Jahr gebaut ist, wenn man sich für ein Austauschjahr bewirbt.

Zufall Nr. 1: Ich bin seit 2011 im Orchester der Musikschule des Landkreises Meißen.

Zufall Nr. 2: Eine Freundin aus dem Orchester und ich schreiben uns Heilig Abend 2012 Frohe Weihnachten und kommen ins Gespräch und sie erzählt mir von einem Jahr in Argentinien, dass sie absolvieren wird. Ich nehme mir vor dasselbe zu tun und erzähle meinen Eltern davon und bald ist die erste Bewerbung draußen.

Zufall Nr. 3: Erste Organisation hat keine Plätze mehr. Zwei weitere Plan-B-Organisationen müssen ran. Aber welche?

Zufall Nr. 4: Meine Tante ist Englischlehrerin und hat einen ehemaligen Schüler, der momentan in Florida ist. Sie gibt mir seinen Namen. Ich kontaktiere ihn auf Facebook. Seine Organisation: EUROVACANCES

Zufall Nr. 5: Werde von EUROVACANCES angenommen: Bewerbung für die Gastfamilie geht raus. Warten.

Zufall Nr. 6: Eine Koordinatorin der Organisation in Wylie, Texas sieht meine Bewebung und sucht nach einer Gastfamilie. Gefunden. Mindy und Paul Blanch, wohnen im Schuldistrikt von Wylie High School.

Währe einer dieser Zufalle anders gewesen, währe mein Jahr komplett anders gewesen. Quasi wie Los ziehen...



Ich denke jeden Tag an dieses Jahr zurück. Ich vermisse meine Freunde, meine Straße, meine Stadt, mein Texas und meine wundervolle Gastfamilie. Ich vermisse es in die Schule zu gehen, ich vermisse diesen gelben Schulbus, ich vermisse es englisch zu sprechen, ich vermisse das fettige Essen, Smalltalk, alles. Ich denke, ich bin einfach in einer Phase, in der ich nicht viel um die Ohren habe. Dort war mein Leben kunterbunt und erlebnisreich und Ferien sind zu entspannt. Ich freue mich auf Schule, auf Straßenbahn fahren, sogar auf Hausaufgaben.... Auf Ablenkung und die Überzeugung, dass ich die USA nicht mehr so haben kann, wie ich sie hatte.


Was Deutschland ausmacht

Ich sagte, ja ich wollte darüber schreiben, was mir so besonderes auffällt über Deutschland. Dies versuche ich mal witzig zu verpacken. 

Humor-Teststreifen: Was ist grau und kann nicht fliegen? Ein Parkplatz. (Hehe... Klassiker.)

Nummer 1: Mülltrennung

Als ich aus dem Flugzeug in den Flughafen Frankfurts eintrottete und ich mein Kaugummi entsorgen wollte, den ich während der Landung kaute, um den Luftdruck in den Ohren auszugleichen, schockierte mich, was mich da ansprang. Dieses Monster einer Mülltonne, welches mit Worten um sich warf, wie "Restmüll", "Papier", "Plastik" und "Glas". Ich muss zugeben, dass ich das vollkommen vergessen hatte. Deutschland trennt den Müll. Etwas, das jeder amerikanische Politiker durchsetzen will, aber keiner der restlichen Nation länger als einen Tag aushalten würde, was mir nach einem Jahr in den "Egal, welche Tonne, Müll ist Müll"-Staaten von Amerika gänzlich einleuchtet. Warum das Ganze? Damit den Pinguinen am Nordpol nicht das Eis unter den Füßen weg schmilzt und Amsterdam nicht zu Atlantis wird. Soweit die Theorie.

Nummer 2: Straßen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung

Etwas, wovon jeder Amerikaner träumt, aber nur wir in Deutschland und wenige Straßen des kleinen Insel-Staates Isle of Men in Großbritannien haben. Straßen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung. Zuerst ist mir das wieder bewusst geworden, als ich mit meinem Papa ins Vogtland gefahren bin. Dieses Kribbeln im Bauch, wenn mein Papa auf das Pedal steigt und es mich leicht in den Sitz drückt, ein Gefühl, an dass ich vorher gewöhnt war, doch nun bin ich jedes mal aufgeregt, wie so ein kleines Kind.

Nummer 3: Alkohol ab 16, Autofahren ab 18

Eine Regel, die ich nie kapieren werde. Zum Vergleich mal Amerika: Autofahren ab 16, Alkohol ab 21. In Deutschland lernt die Jugend erst saufen, dann Auto fahren. Wie es mich erst vom Hocker gerissen hatte, als meine sechzehn Jahre alten amerikanischen Freunde mir angeboten hatten, mich nach Hause zu fahren, so atemberaubend ist es nun, mir anzusehen, wie Menschen, noch ein Jahr jünger als ich, sich legal betrinken dürfen. Nicht, dass mich das aufregt, ich trinke ja auch gelegentlich mal, aber "Faszination Altersbegrenzung" verblüfft mich nach einer internationalen Hautnah-Begegnung.

Nummer 4: Schimpfwörter

Auch, wenn Hollywood und Videospiele das Gegenteil behaupten - in der Öffentlichkeit wird in den USA nicht geflucht. Wer das S-Wort benutzt wird angestarrt und gebeten sich zu entschuldigen. Etwas, dass ich nicht wusste und eine Falle, in die ich am Anfang selbst hilflos getappt bin. Man sagt nicht Dinge, wie, "sh*t, f*ck, God, hell" und auch nicht "damn". Unter Freunden muss man selbst wissen, was man sagen darf und was nicht. Sonst sind diese Wörter Tabu. Da jeder Deutsche sicherlich keinen Tag ohne ein Schmipfwort auskommt und sicherlich nicht einmal weiß, dass "Gott, Hölle" und "verdammt" überhaupt böse Wörter sind, ist mir dies sofort aufgefallen und muss unbedingt auf diese Liste. Allerdings gibt es für böse Wörter einen Code, den jeder Amerikaner benutzt und diese Codewörter sind ohne Ausnahme vollkommen erlaubt, egal, wo, wann, vor wem.

Shit (Scheiße) - Shoot, oder einfach "crap" (zu deutsch "Mist")
Damn (Verdammt) - Dang
What the hell?! (Was zur Hölle?!) - What the heck?!
Oh my God (Oh mein Gott) - Oh my gosh
"Fuck", und es tut mir weh, das Wort überhaupt auszuschreiben, hat kein wirkliches "Codewort", doch ich habe schon viele Dinge gehört, wie "fluff, fudge, farn, fish, fur". Leute, die fluchen wollen, sind kreativ.


Nummer 5: Getränke in Deutschland

In Texas ist es heiß und jedes Getränk ist grundsätzlich gekühlt. Warme Getränke sind ekelhaft. Hier sind gekühlte Getränke eine Seltenheit und nur in Restaurants Standard. Außerdem gibt es ein Gerücht in den USA, dass Europäer ein Gas in ihr Wasser tun, welches das Wasser sauer schmecken und aufsprudeln lässt. Die Rede ist von dem, was wir als Selters kennen. Das Normalste überhaupt in Deutschland und Gift für Amerikaner und auch ich kann da gar nicht ran. Die Übersetzung von Selterwasser ist soda in Englisch, doch das Wort dient mehr als das, was wir "Soft-Drinks" nennen, also von alles von Cola bis hin zu Brause. Da denken die Deutschen, sie wären cool und benutzen "Soft-Drinks" anstelle von "Erfrischungsgetränke" und eigentlich gibt's dafür wieder ein anderes Wort. Auch muss man hier für jedes Glas noch einmal bezahlen, wenn man im Restaurant sitzt und fast nie gibt's Eis dazu. In Amerika kriegt man IMMER Eis und wenn man schon zehn Gläser getrunken hat, füllt die Bedienung noch ein zehntes Mal nach. Man verlässt ein Restaurant nie mit leerem Glas. 

Nummer 6: Originalversionen und die deutschen Übersetzungen

Ich kenne ihre Stimmen, ich kenne ihre Akzente, ich kenne die Wortspiele, Witze, und andere Dinge, die man nur in der Originalversion richtig peilt und es tötet mich, wenn die Lippen nicht da tun, was der Wörter sagen. In Deutschland hat Stewie von Family Guy keinen britischen Akzent und Homer Simpson's Wortspiele sind in deutsch irgendein Quark und die Stimme von Sandy (Sandy kommt aus Texas!) in Spongebob ist dieselbe, wie die, von Rose in Two And A Half Men. Es ist verwirrend, doch irgendwie genieße ich es doch und sowieso gefällt mir deutsches TV um einiges besser als das amerikanische, doch Originalversionen werde ich für immer bevorzugen, egal, ob Film, Serie oder Buch.





Das war's für heute von mir. Ich setze diese Liste irgendwann fort. Bis dahin verabschiede ich mich mit der Wortgruppe, die in dem Buch Looking for Alaska die größte Bedeutung hatte (Das Buch wird mich gedanklich nie in Frieden lassen...):

"To be continued..."


Tschüß und Danke für's Lesen!

Bis bald

Der Texaner

-Johann




Bester Arbeitsplatz Deutschlands










Sonntag, 22. Juni 2014

Rückkehr

Hallo,
Es war so, wie erwartet. So schnell. Im letzten Post schrieb ich, "Das war wohl einer meiner letzten Posts aus Amerika", unwissend davon, dass ich nie mehr dazu kommen werde, auf diesem Blog aus den USA zu berichten und unwissend davon, dass das bereits der letzte Post aus Amerika war und auf einmal sitze ich hier, erzähle von meiner ersten Woche zu Hause, oder besser gesagt in Deutschland. "Zu Hause sein" ist relativ.
       Der Abschied fiel sehr schwer. Dieser Satz klingt so ausdruckslos, doch wofür es keine Worte gibt, sollte man  keine Worte suchen. Ich habe mich bei den meisten meiner Freunde verabschieden können. Meinen Lehrern, meinem Schulleiter, meiner Gastfamilie und meinen besten Freunden habe ich auch Karten geschrieben und mich für das Jahr bedankt. Nun sitze ich hier in meinem alten zu Hause, in Deutschland, in meiner Heimatstadt und ich kann nicht fassen, schon wieder hier zu sein und im nächsten Moment könnte ich fast denken, ich wäre nie weg gewesen. Der Flug scheint, wie ein Nebel in meinem Kopf, wenn ich zurück denke. Kaum auszumachen, kaum real. Wenn ich mich an den Flug erinnere, denke ich an den roten Horizont hinter meiner kleinen, ovalen Scheibe, dem schnarchenden Inder hinter mir, das durchaus positive Privileg eines Fensterplatzes, ruhige Musik durch meine Kopfhörer und vor allem jedoch Frustration. Als wir in der Luft waren und noch über Amerika geflogen sind dachte ich mir immer "Ich will nicht weg, ich will nicht weg." Ich habe mir die Nase platt gedrückt, gegen die Scheibe, bis sie anlief und ich meinen Ärmel als Scheibenwischer benutzen musste. Es war ein langer Flug und auch in der Nacht konnte ich nicht aufhören aus dem Fenster zu schauen, bis eine der Stewardessen mich gebeten hat das Fenster zu schließen. "Wir haben jetzt Nachtruhe." Nach drei Stunden Schlummern, waren wir schon an der Küste von Irland. Irgendwann kam die Durchsage, dass wir uns jetzt über Deutschland befinden und auch die letzten Fensterplatzprivilegierten drückten sich die Nasen platt. Ich fiel gar nicht mehr auf... Neun Stunden Flug waren vergangen.
      Und dann änderte sich etwas. Ich fühlte einen gewissen Frieden in mir. Die ganze Zeit war der Gedanke, zurück nach Deutschland zu kommen, geradezu deprimierend. Ich liebe Deutschland, doch ich war einfach noch nicht bereit, zu gehen, und meine Freunde in Amerika nicht bereit, mich gehen zu lassen. Als ich die ganzen typisch deutschen Dörfer sah, die kleinen Autos, die verkorksten Straßen, die, anders als in den USA nicht alle quadratischer Struktur, sondern wild durcheinander verlaufen, die Felder, die Wälder, all das... Als ich das sah, wurde mir bewusst, dass ich jetzt da bin. Ich habe dieses Gefühl, nach dem ich mich gesehnt habe in einem anderen Post mal erwähnt. Ich habe mich danach gesehnt angekommen zu sein, nicht ständig denken, ich bin bald weg, bald musst du dich von all dem verabschieden... Ich bin da. Hier.
       Das war bei mir der Punkt, wo ich mich auf zu Hause gefreut habe. Es war, wie bei einer Achterbahnfahrt. Das ganze Austauschjahr war eine Achterbahn und wer selbst schon mal eine Achterbahn gefahren ist, versteht folgendes besser.
       Bevor man eine Achterbahn fährt, hat man Angst. Man ist sich nicht sicher ob man es lebend raus schafft, man hat Angst davor herauszufallen. Den Sicherheitsgurt legt man sich selber an. Der Sicherheitsgurt bei einem Austauschjahr ist Mut und Wille. Mut, es zu wagen, trotz aller Zweifel, Wille sich durchzukämpfen und sich von den Loopings der Achterbahn und den Hürden, die ein Austauschjahr mit sich bringt nicht einschüchtern zu lassen. Doch es gibt Leute deren Job du bist und diese Leute sind deine Organisation, deine Freunde und deine Familie. Bevor die Achterbahn losgeht kommen diese Menschen an dem Wagen vorbei und sorgen dafür, dass dein Gurt richtig sitzt, damit du nicht raus fällst und stellen die Menschen dar, ohne die du niemals in dieser Achterbahn sitzen würdest, denn alleine könntest du niemals Achterbahn fahren. Alleine könntest du nichts... Dann bekommt das Achterbahnpersonal ein Signal und du bekommst deine Gastfamilie und nichts kann dich mehr auf halten. Der Gurt sitzt. Jetzt zu sagen "Entschuldigung, irgendwie will ich doch nicht.", wäre viel zu peinlich und bevor du überhaupt was sagen kannst, spürst du einen Ruck in der Schulter und es geht schon los. Die Achterbahnfahrt beginnt. Es geht hoch, es geht runter, manchmal willst du schreien und weißt selbst nicht, ob vor Angst, Aufregung oder Vergnügen. Und plötzlich steigst du schon wieder aus. Die nächsten warten, deinen Platz einzunehmen. Du denkst zurück, als du dort gestanden hast und gewartet hast, diese Achterbahn zu fahren. Als wäre es vor ein paar Sekunden gewesen und du bist neidisch, denn du würdest am liebsten einfach sitzen bleiben.
       Ich bin stolz, diese Achterbahn gefahren zu sein. Natürlich ist ein Austauschjahr um einiges bedeutungsvoller als eine Achterbahn, doch die Metapher hat gepasst. Was beim Austauschjahr oben drauf kommt, sind Menschen, Orte, Straßen, Erinnerung, Erfolge, Lektionen, die dich ein zweites Leben leben lassen. Menschen, Orte, Straßen, Erinnerung, Erfolge, Lektionen, die man die nie vergessen wird.

Ankunft in Deutschland

Es ist ein Moment, den man nie vergisst. Man kommt aus der Glastür im Flughafen und sieht seine Familie nach einem Jahr. Meine beste Freundin erzählte mir ein paar Tage zuvor sie könnte mich nicht vom Flughafen abholen und hat mich dann dort doch überrascht (Du bist doof!). Ich habe meinen Papa gaaaaanz lang umarmt, meine Mama und meinen Bruder auch, die ich erst zwei Wochen zuvor gesehen habe auch und die Freundin meines Bruders und zum ersten mal deren Tochter, meine Nichte, die geboren ist, als ich weg war. Natürlich habe ich das Baby nicht umarmt, aber mal über die Wange gestrichen. Ich hab ja schon viele Babys gesehen aber, die Kleine ist einfach nur eine "Zuckerschnecke", wie mein Papa immer sagt... Wer meinen Bruder kennt: Selbes Gesicht, nur halt etwas kleiner, und in pinken Babyklamotten. Dann natürlich auch eine extra lange Umarmung für meine beste Freundin Schmalli. (Bist doch nicht doof.) Auch die Mutter meiner bester Freundin war da und somit waren also sieben Mann (mit Baby) da und haben mich in Empfang genommen... Neben uns kam auch ein Austauschschüler mit etwa 30 kreischenden Leuten raus... Angeber... 

Wir fuhren nach Hause in einem edlen schwarzen Hummer, den mein Papa extra gemietet hat. (Das erste Auto mit dem ich in Deutschland fahre ist ein amerikanisches.) Wir fuhren von Dresden nach Coswig zu mir nach Hause. Das ist der Moment, wo ich mir einfach nur gedacht hatte, "Als wäre ich niemals fort gewesen..." Alles sah aus wie vorher, was mich doch beruhigt hat. Von Veränderung hatte ich erst einmal genug.

Dann aus dem Nichts... Wir biegen in unsere Einfahrt ein... Etwa 50 Leute stehen bei uns auf dem Hof... In einem selbstgebauten kleinen texanischen Dörfchen... Bei uns zu Hause... Alle klatschen... Gesichter, die ich so lange nicht gesehen hatte strahlten mich... Es war einer der magischsten Momente meines Lebens. Alle waren verkleidet. Von Indianern über Cowboys bis hin zu Mexikanern war alles dabei. Ich steige aus dem Auto und bevor ich etwas sagen konnte, falle ich auf die Kniee. Manche haben geweint, so froh waren sie mich zu sehen. (Eines der schönsten Gefühle der Welt, wenn Menschen so wegen dir weinen...) Ich habe dann all die Leute umarmt, zum ersten Mal nach so langer Zeit und mich bedankt, dass sie da sind. Manche hatten sich verändert, manche nicht. Ich denke, ich lasse Bilder für sich sprechen...



Links ist Mama, rechts ist Papa (Sheriff)
 









Ich poste demnächst noch mehr Bilder... Das Details war der Hammer... Patronenhülsen im Holz, Marderpfal, angeräuchertes Holz, und und und.... Ich war komplett sprachlos... Meine Eltern sind der Wahnsinn, dass die sowas organisiert haben! Danke Mama und Papa!
       Während des Abends kamen noch mehr und mehr, meine Mama sprach von etwa 100 Leuten...


Das war's erstmal, ich schreibe bald wieder. Ich schreibe demnächst mal über die Verrücktheiten des deutschen Alltags, was mir so auffällt, was ich vermisse und was ich froh bin, endlich wieder zu haben.

Danke für's Lesen und dafür, dass ihr mich dieses Jahr lang begleitet habt. Ich weiß nicht, wie lange ich hier noch posten werde, doch ich werde sicher ab und zu noch einmal etwas schreiben bezüglich meines internationalen Lebens. Ich hoffe der/die eine oder andere freut sich darüber und liest es, auch, wenn mein eigentliches Jahr in den USA vorbei ist.

Kind of Amrican Dream macht mich sehr stolz und ich freue mich über jeden, der mich drauf anspricht.

Bis bald,

der Texaner, der immer ein Texaner bleiben wird.

-Johann








Donnerstag, 5. Juni 2014

Tag #291 von 300 - Mein Erzfeind "Realität"

Hallo,
ich habe hier genau 9 Tage übrig, morgen wird das letzte mal sein, dass ich im Schulbus sitze. Ich verabschiede mich von Freunden, Lehrern, Menschen meines amerikanischen Alttags und es ist genauso, wie alle sagten: Das härteste, was ich jemals getan habe.
       Tränen, Umarmungen, Bilder und letzte Worte für ungewisse Zeit - für den Realisten in vielen Fällen eine Unendlichkeit. Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich diese Zeit genossen habe, wie viel ich mitgenommen habe: Positive Veränderungen auf meiner Seite und einen komplett neuen Blickwinkel auf die Welt, auf das Leben, auf die Individualität verschiedener Länder, auf Kultur, Religion, Wissen, Familie, Freunde, mein Heimatland Deutschland und das Heimatland meines Ichs, in irgendeinem Paralleluniversum, die Vereinigten Staaten von Amerika, speziell der Bundesstaat Texas, bei dem die meisten nur an Wüste und Kaktus denken... Ich spreche eine zweite Sprache fließend und mir stehen eine Menge Türen offen.
       Wie ich so schreibe, fällt mir auf, wie schwer es ist, positiv zu sein, denn im Moment, kann ich an nichts anderes denken, als Samstag nächste Woche, wenn ich dieses Land hinter mir lasse, samt all meinen Freunden, mein zweites zu Hause, meine zweite Familie - Mein Leben der letzten 10 Monate. Es bricht mir das Herz, jedes Mal, wenn ich etwas tue und ich mir etwas denke wie, "Das war das letzte Mal, dass ich durch diese Tür laufe.", oder ich Dinge irgendwo hinpacke, wo ich sie gleich zur Hand habe, wenn ich dann meine Koffer packe. Weinen ist seit einigen Nächten Teil des natürlichen Einschlafprozesses. Manche mögen denken, ich wäre weich, schwach, kein richtiger Mann, doch dann habt ihr sowas einfach noch nie erlebt. Es ist schwer. Schwerer, als alles andere, das ich jemals durchgemacht habe.
       Doch es fühlt sich so an, als ob das so ist, wie es sein sollte. Ich habe den Beweis, dass ich das Ziel, ein neues Leben aufzubauen, erreicht habe. Es ist ein Gefühl von Erfolg, das mir Stolz verleiht und mir Kraft gibt, für all das, was jetzt kommt.
       Mira fährt in vier Tagen mit ihren Eltern nach Kalifornien und dann bin ich noch 5 Tage zu Hause und danach geht's auch für mich nach Deutschland. Wahrscheinlich besuche ich Mira in Oslo im Herbst und sie wird eventuell in Deutschland sein, wenn ich im Februar nächsten Jahres meinen 18. Geburtstag feiere. Meine Gasteltern Mindy und Paul kommen nächstes Jahr auch nach Deutschland. Ich sehe diese Menschen also schon mal auf jeden Fall wieder. Darauf freue ich mich und es macht den Abschied um so vieles einfacher, so traurig, wie es doch ist. Ich werde all mein Geld sparen um auch hier irgendwann wieder durch die Strassen zu laufen und das Gefühl haben, als wäre es gestern gewesen, genauso, wie es in ein paar Tagen in Deutschland bei mit der Fall sein wird...
       Mir wird der Unterschied zwischen Geschichte und Zeit bewusst. Geschichte ist Daten, Zeitspannen, Dinge die jeder gleich sieht, den 7. Dezember 1941 hat für jeden die gleiche Bedeutung. Zeit ist ein Gefühl. Genauso wie Trauer, Freude, Wut und Frieden. Wie fühlst du dich, wenn du an den Sommer 2013 nachdenkst? Welche Erinnerungen strömen dir durch den Kopf? Zeit ist ein Gefühl, dass durch Ereignisse geformt wird und etwas ist, dass unser Kopf interpretiert. Was, wenn wir jede Minute den gleichen Herzrhythmus haben und je schneller das Herz schlägt, umso schneller vergeht die Zeit? Sehen Leute, die düster sind sind nicht älter aus und Menschen mit Lebensfreude jünger? Und wünschen wir uns nicht alle jung zu bleiben? Erinnerungen sind nicht Dinge, die passiert sind, es ist, an was wir uns davon noch erinnern. Es ist wie ein Traum, dessen Inhalt wir innerhalb 5 Minuten nach dem Aufwachen um 80 Prozent vergessen. (Wie man sieht, habe ich in der Psychology-Klasse aufgepasst.)
       Man sagt ein Austauschjahr ist etwas sehr faszinierendes. Ein Jahr in ein einem Leben und ein Leben in einem Jahr zugleich.


Während den letzten zwei Wochen waren auch meine Mama und mein Bruder da, wie ich ja schon angekündigt habe. Wir hatten so viel Spaß und es tat gut sie endlich wieder zu sehen und mit ihnen zu reden und ich über sämtliche Veränderungen zu Hause aufgeklärt wurde. Ich hatte am Anfang große Probleme mit meinem Deutsch. Ich konnte kaum Sätze bilden und habe Worte vergessen und hochdeutsch gesprochen. Ich habe etwas gebraucht, um in das Sächsisch rein zu kommen. Ich war jedenfalls immer heil froh, sobald, ich wieder englisch sprechen konnte.

Hier ein paar Bilder von den letzten zwei Wochenenden...


HOUSTON

 Skyline von Houston

 ....noch mehr Skyline


 ...mein Bruder Franz

 Meine Mama!

 Strand in Galveston, Texas. Sind dort für einen Tagesausflug hin gefahren.

...noch einmal Houston




SAN ANTONIO

 Blick aus dem Fenster

 Blick von der Hotel-Terasse

 Mein Mama nochmal...

Mindy und meine Mama in San Antonio

 Blick von der Terasse auf den berühmten San Antonio Riverwalk



Meine Hard Rock Cafe-Kollektion von Dallas, Houston, Denver, Linkin Park Limited Edition aus Honolulu, San Antonio, Hamburg, Las Vegas, noch mal Honolulu und Barcelona, 8 von 11 HRCs, in denen ich schon war. (Habe mir in London, Prag und Venedig nichts geholt...)



Paul, Mindy, Mira, mein Bruder, meine Mama und ich haben etwas gemacht, wofür Texas sehr bekannt ist. Wir sind zum Rodeo gegangen.... Yie-Ha! Hier geht's zum Video

Danke wie immer für's Lesen und dabei sein!

Bis bald und Howdy!

Der Texaner

-Johann








     

Mittwoch, 21. Mai 2014

Prom

Einer der letzten Posts aus Amerika ist dieser hier. Das Jahr ist so gut wie vorbei und das Highlight des High School-Lebens auch: Damit meine ich den Schuljahresabschlussball: In Amerika "Prom" genannt. "Ball" ist wohl etwas unpassend, es ist mehr eine Disko mit einer Menge High-School-Kids, in Kleidern und Anzug und im Hintergrund läuft Party-Mucke. Meist haben Proms ein bestimmtes Thema, unseres war: The Hunger Games, in Deutschland besser bekannt als Die Tribute von Panem.

Zu Prom gehen bei meiner Schule nur Juniors (11. Klässe) und Seniors (12. Klasse). Ich bin ein Junior und mein Prom-Date ist ein Senior. Erinnert ihr euch noch daran als ich von dem Musical Hairspray an meiner Schule erzählt habe? Ich habe da auch erzählt, dass eine Freundin von mir die Hauptrolle Tracy war. Diese Freundin heißt Alex McConnell und ich habe sie zu Prom gefragt. Ihr werdet gleich Bilder sehen, die aussehen, als hätten wir geheiratet, doch das ist nicht der Fall. Alex ist nur eine Freundin. Und dabei meine ich nicht meine Freundin, sondern eine Freundin. Versprochen! Wir kennen uns seit dem ersten Schultag und damit ist sie eine meiner besten Freunde hier in den USA.

Es ist einfach Sitte, dass die Jungs, die zu Prom gehen jemanden zu Prom ausfragen, genauso, wie bei Homecoming. Wenn man eine Freundin hat, fragt man natürlich die, doch wenn man, wie ich, single ist, fragt man einfach ein Mädchen, von der man denkt, man kann mit ihr Spaß haben. Darum habe ich Alex gefragt.

Wir sind in einer Gruppe von sechs zu Prom gegangen. Brittany (eine Freundin aus der Schule), Indra (die andere deutsche Austauschschülerin von der ich ja schon oft erzählt habe), meine Gastschwester Mira und ihr Date Brandon, Alex und ich. Vor Prom waren wir noch beim Italiener fein essen und dann hieß es: Prom!






Unsere Prom Gruppe: (von links nach rechts): Indra, Brandon, Mira, Alex, ich, Brittany

Bei Prom ist es auch wichtig auf so coole Art, wie möglich, da aufzukreuzen. Alex hat ein Auto aus den 80ern. Perfekt...


Auf dem nächsten Bild seht ihr Alex vor ihrem Auto, damit ihr es (und sie) mal besser seht. Dieses Bild hat übrigens mit Prom nichts zu tun.



 Auf dem Rücksitz im alten Pontiac





Falls ich Bilder bei der tatsächlichen Feier von irgendwo herbekomme, poste ich die hier. Ansonsten war es das erstmal.






Und dann ist da noch etwas!
In diesem Moment, wie ich das schreibe, sitzen meine Mama und mein Bruder im Flugzeug auf dem Weg hier nach Dallas. Für sie ist es schon morgen, also Donnerstag, für mich ist es abends um elf. Wenn sie ankommen ist es hier um sieben abends und in Deutschland nachts um zwei....
Jedenfalls....
Sie kommen in die USA und gucken sich Texas an. Wir verbringen das Wochenende zusammen ab morgen Abend, wenn sie hier ankommen. Wir fahren nach Houston und San Antonio. Dort holen mich Mindy, Paul, Mira und Alex ab. Die vier verbringen nämlich auch ein Wochenende, während ich ein Wochenende in Houston und San Antonio mit meinem Bruder und meiner Mama verbringe. Montag ist hier ein Feiertag also passt das perfekt! ICH FREUE MICH SO! Während ich dann hier ab Dienstag wieder zu Schule gehe, sind Franz und meine Mama in Austin und Fort Worth und damit haben sie dann die fünf größten Städte in Texas gesehen. Und nächstes Wochenende, wenn sie hier in Dallas sind, geht mein Bruder sogar mit mir einen Tag zur Schule.

Wer den Plan nicht verstanden hat:
Hier nochmal:
Donnerstag (morgen): Franz und Mama kommen in Dallas an. Wir gehen in ein Hotel in Downtown Dallas und am nächsten Morgen fahren wir nach Houston. Dort bleiben wir bis Sonntag und dann gehen wir nach San Antonio. Meine Gastfamilie und Alex verbringen ebenfalls ein Wochenende in Houston und San Antonio, allerdings unabhängig von uns. Wir treffen uns am Montag in San Antonio und dort gehe ich mit meiner Gastfamilie zurück hier her während mein Bruder und meine Mama die halbe Woche in Austin und Fort Worth verbringen, gehe ich wieder zur Schule. In einer Woche treffen wir uns also hier in Dallas (oder eben Wylie, zwanzig Minuten östlich von Dallas) und mein Bruder geht mit mir einen Tag zur Schule, während Mindy und meine Mama (meine zwei Moms...) einen Tag zusammen verbringen. Nächste Woche Sonntag fliegen sie wieder nach Deutschland und zwei Wochen später komme ich hinterher und das Jahr ist vorbei...


Ich habe meine Familie seit mehr als neun Monaten nicht gesehen und nun sind mein Bruder und meine Mama auf dem Weg hierher. Ich war noch nie so aufgeregt meine eigene Familie zusehen und es ist etwas komisch, wenn ich so darüber nach denke. Ich kann es kaum erwarten!!!!!!

Bis bald! Ich schreibe den nächsten Post so bald ich kann und erzähle von der Zeit mit meiner (halben) Familie. Papa konnte wegen der Arbeit nicht mit, er muss nächste Woche nach Bucharest...


Bis bald!

Der Texaner.

-Johann

Samstag, 10. Mai 2014

Für eine besondere Person in meinem Leben.

Liebe Mama,

Dieser Post ist für dich. Es hat nicht viel mit meinem Austauschjahr zu tun, doch an diesem Tag denke ich besonders an dich. Es ist Muttertag und du fehlst mir, wie nie zuvor. Wie gerne würde ich dir einen Strauß Blumen in die Hand drücken, dich umarmen und Danke sagen, dafür, dass du meine Mama bist. 

Letztes Jahr waren es Blumen dieses Jahr ist es dieser Text, geschrieben einen halben Erdumfang von dir entfernt. 

Ich will mich bedanken, dass du immer für mich da bist, dafür, dass du immer an mich glaubst und niemals an mir zweifelst, dafür dass du meine Kindheit unvergesslich gemacht hast, mich nie aufgibst, mich immer verstehst, mir einen Bruder geschenkt hast, mich so viel zum Lachen bringst und du mich mit Liebe überschüttest, so oft und so viel es nur geht. Du vertraust mir mehr als ich mir selbst. Meine beste Seite spiegelt sich in deinen Augen wieder. 


Das letzte mal habe ich dich vor 8 Monaten und 23 Tagen umarmt, bevor ich mit dem Koffer Richtung Flugzeug-Gate gelaufen bin. Und in den letzten Jahren habe ich mich so erwachsen gefühlt. Mama knuddeln oder einen Kuss geben war für kleine Kinder und Weicheier. Doch nach so viel Zeit ohne dich merke ich, wie wichtig es ist seinen Eltern, seiner Mutter zu zeigen, was sie einem bedeuten, und ich denke, das ist es, was es heißt, erwachsen zu sein. Man denkt zu selten darüber nach, wem man es zu verdanken hat, da zu sein, wo man ist; Die Person zu sein, die man ist; Das Leben zu haben, dass man doch für so selbstverständlich hält. 

Jemand in meiner Schule hat mich gefragt, ob ich traurig bin, am Muttertag keine Mutter bei mir zu haben. Und ich sagte nein. Denn Mama, du bist immer bei mir. Immer. 
Das hast du mir versprochen, als ich als kleiner Junge nachts nicht schlafen konnte, als ich an die Bedeutung dieser Worte keinen Gedanken verschwendet habe und du hast das seit dem nie gebrochen.
Trotzdem habe ich gelogen, und ich bin traurig, dass du nicht hier bist. Muttertag hat mir nie so viel bedeutet, wie jetzt, wenn du nicht hier bist, oder besser gesagt, wenn ich nicht da bin. 

Es ist nicht nur, dass ich ohne dich nicht einmal auf der Welt wäre, es ist, dass ich ohne dich nicht hier in Amerika wäre. Du warst von Anfang an dabei. Hast mir über die Schulter geguckt, als ich am PC die erste Bewerbung für das Jahr abgeschickt habe, warst mit mir beim Auswahlgespräch, hast mit mir den Vertrag unterschrieben, hast mich aufgemuntert, als ich ewig keine Gastfamilie hatte, hast den Anruf angenommen, der meine Platzierung endlich hatte und bist mit mir nach Frankfurt zum Flughafen gestürzt. 

Doch für all das muss man als Jugendlicher erstmal den Mut haben. Und als wir beim Auswahlgespräch waren und du spaßend zu der Frau meintest, "Wer weiß, was wir gemacht haben, dass unser Junge von zu Hause abhauen will.", sagte die Frau: "Wenn Ihr Sohn sich sowas zutraut, heißt das nichts, als dass Sie alles richtig gemacht haben, Frau Galinsky."

Und das stimmt. Papa und Du habt alles richtig gemacht. 

Ihr seid die tollsten Eltern der Welt. 

Und du, meine Mama, du bist die wundervollste Mama, die man sich nur wünschen kann und ich kann es kaum erwarten dich endlich wieder zu sehen.

Danke.

Ich liebe dich.

Dein Johann.




Sonntag, 4. Mai 2014

Ich fühle mich wie neugeboren.

Was hat der Name dieses Posts zu bedeuten?

Ich fange immer öfter an, darüber nachzudenken, wie verändert ich sein werde, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin. Ich fühle mich einfach so Amerikanisch in meinem Lebensstil, in der Art, wie ich denke, wie ich mich anziehe, wie ich mich fühle. Gleichzeitig fühle ich mich so... ja, weise. Ich denke, dieses Jahr hat mir so viel beigebracht, hat mir gezeigt, was ich kann, wer ich bin, wie groß und klein diese Welt ist und wie wir denken, wir sind den USA so ähnlich, doch wie wir es nicht sind.
Das Jahr fasziniert mich jeden Tag aufs Neue. Ich vergleiche mein Leben hier mit meinem "alten, normalen, wirklichen" Leben in Deutschland. In Deutschland habe ich ein großes Haus, einen großen Garten, Eltern, die mir bezahlen, was ich brauche, meine Klamotten waschen. Hier wohne ich in einem einstöckigen Haus in einer typischen amerikanischen Nachbarschaft, ich fahre nicht mit dem Fahrrad sondern mit dem gelben Schulbus zur Schule, ich manage meine eigenen Finanzen, bezahle mein eigenes Essen, Kleidung, Hygieneartikel und lebe sehr selbstständig. Natürlich habe ich meine amerikanischen Eltern, meine Gasteltern, doch trotzdem ist es anders als "echte" Eltern, die mich erziehen und nicht nur für mich verantwortlich sind. Man kann den Unterschied so schwer Beschreiben, wenn man versucht zu erklären, wo sich Gasteltern von richtigen Eltern unterscheiden, denn eigentlich sollte da kaum ein Unterschied sein. Das ist bei mir der Fall. Mindy und Paul haben für mich absolut Mutter- und Vaterstatus. Gute Gasteltern machen es einem schwer, zu begreifen, dass man doch irgendwie zwei Eltern hat und das haben meine Gasteltern geschafft.
Dazu habe ich hier Mira. Eine Schwester. In Deutschland habe ich einen Bruder, der zu Hause lebt, hier ist es eine Schwester. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, Mira nicht mehr jeden Tag zu sehen. All diese Sachen, wie abends aufs Badezimmer warten, weil die Dame eine Dusche nimmt oder Sachen im Fernsehen gucken, die nicht nur für Jungs sondern auch für Mädchen geeignet sind, oder Mädchenabende bei uns zu Hause, an denen Paul und ich eher weniger zu sagen haben, oder emotionell gegenüber Schwestern sensibler zu sein als zu Brüdern und all die kleinen Geheimnisse anwenden, die man über die Zeit gelernt hat, um mit dem Mädchen Konflikte zu vermeiden.
Wenn ich Bilder von mir sehe, die etwa ein Jahr alt sind, sehe ich eine ganz andere Person. Es ist nicht, dass ich mich extrem verändert habe, es ist, dass ich im Spiegel einen Jungen sehe, der ein Leben in den USA führt und es ist so schwer zu kompensieren, dass ich vor einem Jahr nur ein und nicht zwei Leben hatte und all das hier, meine Freunde, meine amerikanische Familie, meine Schule, mein Alltag, meine Stadt Wylie, das Leben in der Vorstadt der Weltmetropole Dallas, all das stand da in den Sternen und der Typ auf dem Bild, der irgendwie genauso aussieht, wie ich, hat absolut keine Ahnung, was vor ihm steht. Er weiß nicht, dass er sein nächstes Jahr in Texas verbringt, bald jeden Sonntag für drei Stunden zur Mormonen-Kirche geht, eine High School mit zweitausend Schülern besucht in einer Stadt zwanzig Minuten von Dallas entfernt. Der Typ auf dem Bild weiß nicht, dass er bald so wundervolle Menschen kennen lernt, Orte wie Las Vegas, Denver, Hawaii besucht. Natürlich hat man mir gesagt, "du wirst ein zweites Leben aufbauen", doch die Bedeutung dieser Worte konnte ich mir nicht ausmalen und genauso, wie ich es damals nicht fassen konnte, tatsächlich in die USA, dem Land, das Freiheit, Stolz, einzigartigen Lebensstil und irgendwie doch das Zentrum dieser Welt repräsentiert, gehen würde und da für zehn volle Monate leben werde, so kann ich mir jetzt nicht vorstellen zurück zu gehen.
Ihr müsst wissen, dass der Traum eines jeden Amerikaners ist, Europa zu sehen. Das Bild von Europa in Amerika ist ein Kontinent, der so faszinierend doch gleichzeitig verwirrend ist. Menschen hier fragen sich: Wie können so viele verschiedene Länder auf einem Fleck, der so groß ist, wie die USA selbst, existieren? Warum sind die Grenzen dort so klein und nicht, wie hier mit Maschendrahtzaun? Warum ist alles, was man beim Grenzübergang sieht, ein kleines Schild, das sagt "Willkommen in Polen" und nicht "ACHTUNG! HOCHSICHERHEITSGEBIET! GRENZZONE!"? Wie kann ein Land, wie der Vatikan so groß sein, wie ein Golfplatz und trotzdem ein eigenes Land sein? Warum sprechen sie hier spanisch, da schwedisch, dort italienisch und irgendwo da drüben plötzlich russisch und was ist überhaupt der Unterschied zwischen tschechisch und polnisch und vor allem: Wieso spricht der Typ aus Deutschland englisch?
Nach acht Monaten USA denke ich auch in anderen Dimensionen. Eine lange Fahrt ist hier sechs Stunden, wenn überhaupt. Als eine lange Fahrt in Deutschland dachte ich immer an Berlin. Anderthalb Stunden nördlich von meiner Stadt. Ein Katzensprung für Amerikaner. Von meinem zu Hause brauche ich mit dem Auto auch nur fünfundvierzig Minuten, um in einem anderen Land zu sein. Diese Sachen können sich Amerikaner nicht vorstellen. Man fährt sechs Stunden nach Westen und man ist gerade mal aus dem Bundesstaat Texas raus, in New Mexico. Die nächste Grenze von hier ist Oklahoma, anderthalb Stunden nördlich von Dallas. In der Zeit wäre ich fast in Prag, wenn ich von Dresden aus fahren würde. Das nächste Land ist Mexiko und etwa zehn bis zwölf Stunden entfernt.

Bald lebe ich in Deutschland, in Europa, wo alles so anders ist als hier. So klein, so vielfältig, so anders. Bald rede ich jeden Tag deutsch und bald sehe ich all diese Gesichter wieder. Die Gesichter die mein Leben darstellen. Diese Gesichter, die in mir entweder dieselbe oder eine andere Person sehen werden. Die Gesichter, die mir fehlen, obwohl sie die Person, die mein deutsches Ich in mir drin darstellt, ständig begleitet. All diese Gesichter, die so lang so weit weg schienen, doch irgendwie ständig mit mir sind, waren und immer werden. Wenn du mich kennst und das hier liest, glaub mir, ich habe auch an dich gedacht. Es gibt Momente in denen man ein Gesicht sieht, das einer anderen Person ähnlich sieht oder man auf Facebook einen Namen liest, den man so lange nicht gehört hat und man fängt an über diese Person nachzudenken. Und ich denke viel. Ich denke so enorm viele Dinge. Was ihr lest ist nur ein Bruchteil. Was ihr hier lest sind meine Gedanken zum Austauschjahr. Ich könnte dasselbe mit Musik tun, mit meiner Kindheit, mit einem Ort, einem Gefühl, meiner Familie, was auch immer. Auch mit Menschen geht das und das bedeutet auch Du.

Ich denke, was ich damit sagen will, ist, dass ich niemanden vergessen habe während meines Jahres in dieser anderen Welt. Ich hoffe einfach, dass mich auch so wenig Menschen wie möglich vergessen haben. Wer meinen Blog von Anfang an liest, weiß, dass das meine größte Angst war. Vergessen werden. Dann gibt's da noch diesen sonderbaren Post von mir, geschrieben in einer Zeit vor dem Austauschjahr, die sich anfühlte, als wäre ich bald wie ausradiert aus dieser Welt, fast wie tot. Nicht mehr da. Ich habe festgestellt, das ist verglichen zu meiner Situation im Moment nichts. Damals wusste ich, ich komme wieder, setze mein Leben fort, keep on going. Nun befinde ich mich am Ende meines zweiten Lebens und ich werde niemals dazu im Stande sein dieses weiter zu leben. Niemals. Ich kann Leute hier anrufen, besuchen und all das doch mein Leben hier ist so gut wie vorbei.

Und das ist die Antwort auf die Frage vom Anfang: Was hat der Name dieses Posts zu bedeuten.

Genau das. Ein neues Leben.

Mal wieder ein neues Leben unmittelbar vor mir.

Und eine Frage bleibt: Ist es mein neues Leben oder mein altes, das auf mich wartet? Nächsten Monat finde ich es heraus. In einem Monat und zehn Tagen finde ich es heraus.


Danke fürs Lesen,
Der Texaner


-Johann

Diren Dede

Hallo alle zusammen!
Ich möchte diesen Post nutzen, um über ein Thema zu sprechen, dass mich vergangene Woche sehr beschäftigt hat.

In der Nacht von Samstag zu Sonntag vor einer Woche wurde ein deutscher Austauschschüler names Diren Dede in Missoula, Montana hier in den USA erschossen worden. Circa 20 Minuten nach Mitternacht hat Diren einen Alarm in einer Garage ausgelöst. Der Hausbesitzer hat zur Schrotflinte gegriffen und ihn erschossen. Diren starb kurz danach an einer Patrone die ihn in den Kopf getroffen hat. Natürlich denken sehr viele sofort an die kaltblütigen Amerikaner, die ohne wirklichen Grund "Cowboy spielen" und einfach nur heiß drauf sind herumzuballern.
Ich habe einen Artikel darüber für Spiegel-online geschrieben.
Der Artikel sollte darüber sprechen, wie wir als Austauschschüler darüber denken, wie wir über den Tod von Diren erfahren haben und wie wir das Verhältnis "Amerikaner und ihre Waffen" hier wahrnehmen.

Hier mein Original-Artikel:

Von: Johann Galinsky
Aus: Coswig, Sachsen
Austauschschüler in: Wylie, Texas, USA
Schule: Wylie High School (2000 Schüler)




  
Von Diren Dede erfuhr ich über soziale Medien. Das Netzwerk der internationalen Austauschschüler auf Facebook ist enorm. Zuerst hielt ich es für ein Gerücht… Ein Austauschschüler, der erschossen wurde, war mir unvorstellbar. Je weiter ich die Startseite durchgekämmt und die zahllosen Posts der Austauschgruppen und -schülern auf Facebook gelesen habe, bekam er einen Namen, ein Gesicht, Freunde und Familie…
Die Amerikaner und ihre Waffen fängt man erst dann an zu verstehen, wenn man selbst zum Halb-Amerikaner wird, was durch ein Austauschjahr in den USA passiert. Hier gehört ein Waffenschrank zu den meisten der amerikanischen Wohnungen. Zur Beruhigung: Gastfamilien müssen ihre Waffen unzugänglich machen und in einem Safe abschließen, wenn sie einen Austauschschüler aufnehmen wollen. Meine Gasteltern sind Mormonen und somit Teil einer christlichen Religion, die pure Freundlichkeit, Friedlichkeit und Güte repräsentiert. Trotzdem hat mein Gastvater die Lizenz, eine Schusswaffe in der Öffentlichkeit bei sich zu tragen, wenn er so wünsche (was er natürlich nicht tut). Und ab und zu und besonders in Texas sieht man hier Menschen mit Waffe am Gürtel, wie etwa der Familienvater mit Revolver an der Hüfte, der den Einkaufswagen mit Kind drin sitzend durch den Supermarkt schiebt, eine Situation, in welcher der Durchschnittsdeutsche wohl “112” ins Handy drücken würde.
Den Amerikanern ihre Waffen weg zu nehmen wäre, als würde man in Deutschland Alkohol illegal machen (was übrigens von 1920 bis 1933 in den USA der Fall war). Es ist einfach unvorstellbar. Nach dem ich 8 Monate hier in den USA gelebt habe, kann ich nur vermuten das Diren zur falschen Zeit am falschen Ort war, was in seinem Fall die Garage eines Fremden um 00:20 Uhr nachts war.
Amerikaner sind sehr freundliche Menschen und haben das Talent, jeden das Gefühl zu verleihen, beste Freunde zu sein. Ich hörte, dass auch Diren wohl sehr begeistert von diesem wundervollen Land gewesen sein muss. Jeder hält hier dem anderen die Tür auf, Gespräche beginnen mit “Wie war dein Tag?”, Lächeln und Freunde fürs Leben sind in den USA ein Massenprodukt, doch so sind auch Waffen. Man muss wissen, wo man des Amerikaners Linie überschreitet.
            Doch gerade, weil ich selbst ein Austauschschüler aus Deutschland bin, beschäftigt mich der Tod von Diren Dede sehr und ich kann mir nicht vorstellen, was seine Familie in Hamburg durch macht. Ich weiß durch Kontakt zu anderen Austauschschülern, dass Gebete in verschiedensten Sprachen aus aller Welt für ihn gesprochen werden und während des Schweigemoments, ein Prozedere, das an meiner High School eine alltägliche Routine ist, hallte Direns Name durch meinen Kopf. Ein Name, der jedem Austauschschüler in den USA innerhalb eines Tages ein Begriff geworden ist.
Ich finde, es ist auch wichtig zu wissen, dass Diren keinesfalls wegen seiner Herkunft oder seines Status als Gast in den USA getötet wurde, sondern weil er als Einbrecher vermutet wurde.
Die Tragödie ist maßlos. Ein Austauschjahr ist dazu da, Jugendlichen den Wunsch zu erfüllen, ihren Traum zu leben und es ist ein Jahr, das für uns das schönste aller Jahre sein sollte. Nicht unser letztes…





Hier ist der Link zum Spiegel-online-Artikel. Ihr seht, vieles steht da nicht mehr drin.

Die USA ist ein Land, dessen Geschichte hauptsächlich daraus besteht, sich selbst "den Arsch zu retten", so egoistisch, wie es auch klingen mag, und diese Denkensweise ist ein tiefer Bestandteil der amerikanischen Kultur. Nicht, weil sie egoistisch sind. Amerikaner sind extrem selbstlos. Doch wenn sie sich in ihrer Sicherheit und der Sicherheit ihrer Familie bedroht fühlen, tun sie unvorhersehbare Dinge. Dinge, die Diren vielleicht hätte voraussehen müssen nach 8 Monaten in diesem Land.


Doch auch der Mann, der Diren getötet hat, hat gestanden, dass er seine Garage wie eine Falle ausgelegt hat. Er legte eine Handtasche in die Garage, ließ die Garagentür offen, legte Sensoren aus und wartete nur darauf auf denjenigen zu schießen, der ihm in die Falle geht. Warum? Weil er mehrere Male zuvor bestohlen wurde, innerhalb der letzten Wochen. Ob das auch Diren war? Weiß bisher keiner so richtig.



Ich veröffentliche diesen Post erstmal und schreibe einen anderen danach, um von anderen Sachen, die gerade so passieren zu erzählen. Weiß nicht, ob ich den heute Nacht fertig bekomme oder heute anfange und über die Woche fertig stelle.
Darum erst mal tschüss!

Danke fürs Lesen.

Liebe Grüße aus den USA,

der Texaner


-Johann




Samstag, 12. April 2014

Momentan gibt's wichtigeres...

Hallo!
Ich dachte, ich höre jetzt mal auf, von Hawaii zu erzählen und fange mal wieder an, davon zu schreiben, was momentan so los ist, da ich heute genau 2 Monate und 1 Tag übrig habe, hier in meinem zweiten zu Hause...

Ich werde höchstwahrscheinlich entweder von Hawaii erzählen, wenn ich wieder da bin - also in Deutschland - oder, wenn ich wieder die Zeit finde. Im Moment ist es nur einfach eine viel zu besondere Zeit, um von Hawaii zu erzählen und nicht davon, was mich aktuell gedanklich beschäftigt. Darum der Titel des Posts.
Und hier kommt das, was mir Angst macht:
Mir kommt es so vor, als wäre ich gerade erst nach Hawaii und wieder zurück gekommen. Wie lang war's her? Circa 2 Monate. Wie viel Zeit habe ich hier noch? Circa 2 Monate.

Diese Zeit erinnert mich an die vor Amerika. Ich habe Angst, mein zu Hause zu verlassen, doch ich freue mich zugleich, wieder zurück zu gehen. Es sind gemischte Gefühle, wie damals vor einem Jahr. Angst und Vorfreude. Was für mich auch eigenartig ist, ist ein Gedanke, der mir erst vor einer Woche oder so bewusst geworden ist. Ich bin jetzt an mein Amerika gewohnt und wenn ich zurück nach Deutschland komme, fühle ich mich vielleicht für ein paar Wochen so, als ob ich ein Austauschschüler in Deutschland bin. Was ich meine, ist, dass viele andere ehemalige Austauschschüler sagen, dass sie mehr Probleme hatten, sich zurück an Deutschland zu gewöhnen, als sich zuvor an die USA anzupassen.

Es hat sich auch viel zu Hause bei mir verändert. Während ich weg wahr, haben zwei meiner Geschwister ein Kind zur Familie "hinzugefügt" (weil "Kind gekriegt" bei meinem Bruder komisch klingt). Ich bin jetzt der einzige meiner drei Geschwister ohne Kind. Außerdem gehe ich nächstes Schuljahr auf eine neue Schule, mein Bruder wohnt nicht mehr wirklich zu Hause, der Betrieb meiner Eltern, der auf unserem Nebengrundstück ist, hat neue Mitarbeiter und Mama's Büro ist nicht mehr im Keller, wo ich mein Zimmer habe. Also habe ich den Keller für mich allein. Vieles wird ungewohnt sein, nicht nur der Fakt, dass ich nicht mehr in Texas sein werde. Vieles ist anders, wenn ich wieder da bin.

 Doch ich habe mal gehört: "Damit etwas dasselbe bleibt, muss sich manchmal viel verändern."


Vielleicht ist es am Besten so.

Doch mir geht auch so viel anderes durch den Kopf. Jede Sekunde ist eine Sekunde weniger in den USA. Zu Hause in Texas. Zu Hause in Collin County. Zu Hause in Wylie. Eine Sekunde weniger, die ich mich ein Austauschschüler nennen kann. Ein Schüler der Wylie High School.

Ich überlege oft, was ich eigentlich will. Will ich hier bleiben? Will ich nach Deutschland? Ich weiß es nicht. Doch ein großer Teil von mir will doch schon vor allem eins:

Ankommen.

Seit fast anderthalb Jahren blicke ich immer nach vorne und was ich sehe, ist ein Tag, der irgendwann kommen wird und mich weg nimmt. Wo anders hin bringt. Und ich will doch schon einfach nur mal da sein.. Doch das ist, was es heißt, ein solches Jahr in einer anderen Welt zu verbringen. Ein Austauschjahr ist das Aufregendste, das man überhaupt machen kann, und allen, die das hier lesen und nicht wissen, ob sie es tun sollen oder nicht und noch die Chance haben, kann ich nur eins sagen: Geht da raus und entdeckt die Welt, entdecke dich selbst. Lern eine zweite Sprache fließend, lern' eine andere Kultur kennen, zeige denen um dich herum, was du kannst, was du im Stande bist zu tun. Was du im Stande bist zu sein. Denn was du bist, entscheidest du und nur du allein.

Wenn du die Wahl hast, entscheide dich dafür.
Wenn du die Möglichkeit hast, mache es möglich.
Wenn du es nicht weißt, finde es heraus.
Wenn du den Traum hast, hör' auf zu träumen.

Lebe.



Ausklang

Was nun wichtig ist, ist, dass ich mir mit meiner Gastfamilie, meiner Schule, meinen Freunden und allem, was ich mir hier aufgebaut habe, Mühe gebe. Doch vor allem meine Gastfamilie. Ohne sie wäre ich nicht hier. Ich wäre vielleicht wo anders gelandet und niemals so glücklich gewesen, wie ich hier bin. 63 Tage, bis ich in den Flieger steige und mein Jahr, das am 17. August 2013 begann, vorbei ist. Einfach vorbei.

Was mich aufmuntert, ist, dass wir schon viele Pläne haben, die ein Wiedersehen betreffen. Wahrscheinlich kommen Mindy und Paul nächstes Jahr zu mir nach Hause und eventuell (eventuell!!) gehe ich im Herbst zu Mira nach Oslo. Und mein erster Freund, den ich jemals in den USA hatte, Ryan, hat mir versprochen, mich zu seiner Hochzeit einzuladen...

Am 22. Mai oder so kommen mein Bruder und meine Mama zu Besuch hier in Texas, um mal zu sehen, wo und wie ich denn eigentlich hier so lebe. Ich nehme meinen Bruder am ersten Tag mit zur Schule für einen Schultag. Es ist ziemlich einfach einen Besucherpass ausstellen zu lassen und damit kann Franz dann die ganze Zeit mit mir mit. Auffallen wird der sowieso nicht, wenn er sich entsprechend anzieht und sich an den Dresscode hält. Bei 2500 Schülern kennt nicht jeder jeden, um feststellen zu können, dass er neu ist, oder hier nicht hingehört. Außer, die, die mich kennen. Ich hoffe, er hat Spaß.

Ich vermisse diesen Holzkopf...


Das war's erstmal wieder.
Danke für's Lesen!

Euer Texaner,
Johann








Zum Schluss ein Bild meiner Gastfamilie. Meine liebe, wundervolle Gastfamilie!






Sonntag, 30. März 2014

Hawaii - Teil 3

Wieder da, diesmal mit Teil 3 des Hawaii Trips.

Morgens sind wir zu Pearl Harbor gefahren. Für alle, die im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst haben, das ist der Hafen in Hawaii, wo die Japaner eine US-Militärstation angegriffen haben; der Grund dazu ist kurzgefasst damit sie im Pazifik Ruhe vor den Amerikanern haben und in Ruhe Krieg führen und schwächere Länder erobern können. Dieser barbarische Überraschungsangriff war am 7. Dezember 1941, als Hawaii quasi noch ein eigenes Land war und, genauso wie Alaska (gehörte damals noch zu Russland), noch kein Bundesstaat der USA war. Nach dem Japan also in Pearl Harbor (gibt auch einen Hollywood-Film namens Pearl Harbor) Bomben fliegen lassen hat, eine ganze Menge Kampfschiffe versenkt, ca. 2400 Menschen getötet und über 1000 verletzt haben, hat die USA Krieg auf Japan erklärt. Das hat Nazi-Deutschland und Italien als Verbündete Japans überhaupt nicht gefallen und beide erklären ebenfalls Krieg gegen die USA. Als die Verbündeten der USA, Frankreich und Großbritannien dann auch noch an die Decke gingen, schlugen sich plötzlich alle Supermächte gegenseitig den Kopf ein und der 2. Weltkrieg ist geboren.

"Danke, Johann, du darfst dich jetzt hinsetzen."

Nach diesem kurzen Geschichtsauffrischungskurs (deutsche Wörter sind so lang...) könnt ihr euch also ungefähr vorstellen, was für eine Bedeutung dieser Ort hat, speziell für die USA selbst. 

Pearl Harbor ist immer noch ziemlich militärisch und eine Mischung aus Gedenkstätte, Museum und Hafen. Wir haben das ganze Thema gerade in der High School noch mal kräftig durchgekaut und es ist ein komisches Gefühl, an einem Ort zu stehen und man weiß, dass da so viele Menschen gestorben sind, was mich an meine Exkursion zum Konzentrationslager in Theresienstadt in der Tschechischen Republik erinnert hat. Es ist sowieso interessant, Weltgeschichte aus der Perspektive des Landes zu sehen, das den Krieg gewonnen hat anstelle aus der Perspektive meines Deutschlands, welches Hitler damals auf schreckliche Weise in den Graben gefahren hat.

Eine Sache ist auch ziemlich atemberaubend, nämlich dass die USS Arizona, ein Schiff, gesunken bei diesem Anschlag, immer noch dort auf dem Grund des Hafens liegt. Es dient außerdem als Grab für 1.102 der 1.177 Menschen, die mit dem Schiff gesunken und nie geborgen wurden. 





Nach über 70 Jahren verliert das Wrack immer noch Öl.


Gedenktafel, der Toten des 7. Dezembers 1941







Die nächsten 3 Bilder ist die originale Rede, die President Roosevelt einen Tag nach dem Anschlag auf Pearl Harbor gehalten hat, die als Kriegserklärung auf Japan gilt. Die Rede, die den Beginn des zweiten Weltkriegs kennzeichnet. Roosevelts Worte, "A day that will live in infamy." - "Ein Tag, der in Schande leben wird", sind Worte, die jeder Amerikaner kennt (oder kennen sollte).
Wer sich die Rede anhören will und mitlesen möchte, kann einfach auf diesen Link klicken.





Nach Pearl Harbor sind wir in eines der größten Kaufhäuser der Welt gegangen. Das Ala Moana Center in Honolulu, welches das größte Freiluft-Einkaufszentrum der Welt ist.

Natürlich nimmt man beim Einkaufen nicht besonder viele Bilder auf... Wovon auch...?

Für alle, die den Film Forrest Gump kennen: Im Film ist die Rede von der Bubba Gump Shrimp Company, die im Film angeblicherweise von Forrest Gump und Ltd. Dan erfunden wurde und seinem gestorbenen Freund Bubba gewidmet ist. Die haben diese Restaurantkette zwar nicht erfunden, jedoch hat der Film 1996 ein paar Typen in den USA inspiriert, tatsächlich eine Kette mit diesem Namen zu gründen.

Eine der Weltweit 36 Filialen befindet sich in diesem Kaufhaus in Honolulu und dort waren wir essen. Hmjamm!


Das war's mit Teil 3! 
Danke fürs Lesen. 

Bis bald,
Euer Texaner

-Johann