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Samstag, 12. April 2014

Momentan gibt's wichtigeres...

Hallo!
Ich dachte, ich höre jetzt mal auf, von Hawaii zu erzählen und fange mal wieder an, davon zu schreiben, was momentan so los ist, da ich heute genau 2 Monate und 1 Tag übrig habe, hier in meinem zweiten zu Hause...

Ich werde höchstwahrscheinlich entweder von Hawaii erzählen, wenn ich wieder da bin - also in Deutschland - oder, wenn ich wieder die Zeit finde. Im Moment ist es nur einfach eine viel zu besondere Zeit, um von Hawaii zu erzählen und nicht davon, was mich aktuell gedanklich beschäftigt. Darum der Titel des Posts.
Und hier kommt das, was mir Angst macht:
Mir kommt es so vor, als wäre ich gerade erst nach Hawaii und wieder zurück gekommen. Wie lang war's her? Circa 2 Monate. Wie viel Zeit habe ich hier noch? Circa 2 Monate.

Diese Zeit erinnert mich an die vor Amerika. Ich habe Angst, mein zu Hause zu verlassen, doch ich freue mich zugleich, wieder zurück zu gehen. Es sind gemischte Gefühle, wie damals vor einem Jahr. Angst und Vorfreude. Was für mich auch eigenartig ist, ist ein Gedanke, der mir erst vor einer Woche oder so bewusst geworden ist. Ich bin jetzt an mein Amerika gewohnt und wenn ich zurück nach Deutschland komme, fühle ich mich vielleicht für ein paar Wochen so, als ob ich ein Austauschschüler in Deutschland bin. Was ich meine, ist, dass viele andere ehemalige Austauschschüler sagen, dass sie mehr Probleme hatten, sich zurück an Deutschland zu gewöhnen, als sich zuvor an die USA anzupassen.

Es hat sich auch viel zu Hause bei mir verändert. Während ich weg wahr, haben zwei meiner Geschwister ein Kind zur Familie "hinzugefügt" (weil "Kind gekriegt" bei meinem Bruder komisch klingt). Ich bin jetzt der einzige meiner drei Geschwister ohne Kind. Außerdem gehe ich nächstes Schuljahr auf eine neue Schule, mein Bruder wohnt nicht mehr wirklich zu Hause, der Betrieb meiner Eltern, der auf unserem Nebengrundstück ist, hat neue Mitarbeiter und Mama's Büro ist nicht mehr im Keller, wo ich mein Zimmer habe. Also habe ich den Keller für mich allein. Vieles wird ungewohnt sein, nicht nur der Fakt, dass ich nicht mehr in Texas sein werde. Vieles ist anders, wenn ich wieder da bin.

 Doch ich habe mal gehört: "Damit etwas dasselbe bleibt, muss sich manchmal viel verändern."


Vielleicht ist es am Besten so.

Doch mir geht auch so viel anderes durch den Kopf. Jede Sekunde ist eine Sekunde weniger in den USA. Zu Hause in Texas. Zu Hause in Collin County. Zu Hause in Wylie. Eine Sekunde weniger, die ich mich ein Austauschschüler nennen kann. Ein Schüler der Wylie High School.

Ich überlege oft, was ich eigentlich will. Will ich hier bleiben? Will ich nach Deutschland? Ich weiß es nicht. Doch ein großer Teil von mir will doch schon vor allem eins:

Ankommen.

Seit fast anderthalb Jahren blicke ich immer nach vorne und was ich sehe, ist ein Tag, der irgendwann kommen wird und mich weg nimmt. Wo anders hin bringt. Und ich will doch schon einfach nur mal da sein.. Doch das ist, was es heißt, ein solches Jahr in einer anderen Welt zu verbringen. Ein Austauschjahr ist das Aufregendste, das man überhaupt machen kann, und allen, die das hier lesen und nicht wissen, ob sie es tun sollen oder nicht und noch die Chance haben, kann ich nur eins sagen: Geht da raus und entdeckt die Welt, entdecke dich selbst. Lern eine zweite Sprache fließend, lern' eine andere Kultur kennen, zeige denen um dich herum, was du kannst, was du im Stande bist zu tun. Was du im Stande bist zu sein. Denn was du bist, entscheidest du und nur du allein.

Wenn du die Wahl hast, entscheide dich dafür.
Wenn du die Möglichkeit hast, mache es möglich.
Wenn du es nicht weißt, finde es heraus.
Wenn du den Traum hast, hör' auf zu träumen.

Lebe.



Ausklang

Was nun wichtig ist, ist, dass ich mir mit meiner Gastfamilie, meiner Schule, meinen Freunden und allem, was ich mir hier aufgebaut habe, Mühe gebe. Doch vor allem meine Gastfamilie. Ohne sie wäre ich nicht hier. Ich wäre vielleicht wo anders gelandet und niemals so glücklich gewesen, wie ich hier bin. 63 Tage, bis ich in den Flieger steige und mein Jahr, das am 17. August 2013 begann, vorbei ist. Einfach vorbei.

Was mich aufmuntert, ist, dass wir schon viele Pläne haben, die ein Wiedersehen betreffen. Wahrscheinlich kommen Mindy und Paul nächstes Jahr zu mir nach Hause und eventuell (eventuell!!) gehe ich im Herbst zu Mira nach Oslo. Und mein erster Freund, den ich jemals in den USA hatte, Ryan, hat mir versprochen, mich zu seiner Hochzeit einzuladen...

Am 22. Mai oder so kommen mein Bruder und meine Mama zu Besuch hier in Texas, um mal zu sehen, wo und wie ich denn eigentlich hier so lebe. Ich nehme meinen Bruder am ersten Tag mit zur Schule für einen Schultag. Es ist ziemlich einfach einen Besucherpass ausstellen zu lassen und damit kann Franz dann die ganze Zeit mit mir mit. Auffallen wird der sowieso nicht, wenn er sich entsprechend anzieht und sich an den Dresscode hält. Bei 2500 Schülern kennt nicht jeder jeden, um feststellen zu können, dass er neu ist, oder hier nicht hingehört. Außer, die, die mich kennen. Ich hoffe, er hat Spaß.

Ich vermisse diesen Holzkopf...


Das war's erstmal wieder.
Danke für's Lesen!

Euer Texaner,
Johann








Zum Schluss ein Bild meiner Gastfamilie. Meine liebe, wundervolle Gastfamilie!