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Dienstag, 6. August 2013

"Alles klar - ich warte einfach hier, okay?"


Hallo, ihr Lieben,
das ist mein erster Post im August, dem Monat, in dem ich eigentlich fliegen soll. Ich habe immer gehofft, nicht zu diesen Pechvögeln zu gehören, die ihre Gastfamilie "auf den letzten Drücker" bekommen, doch so wird es nun wahrscheinlich geschehen. Die erste Woche dieses Monats ist bald vorbei und ich habe sie immer noch nicht. Ziemlich frustrierend. Vor ein paar Monaten dachte ich immer: "Ach, sooo spät wird die Gastfamilie nun auch nicht kommen.", doch... Das tut sie. 
Etwas erheiternd war der Brief, der vor drei Tagen bei uns angekommen ist. Falls ihr den nicht lesen könnt, hier mal der Text:



Lieber Johann,

sicher wartest du inzwischen mit großer Spannung auf die Adresse Deiner Gastfamilie. Du kannst Dir sicher sein, dass wir dich nicht vergessen haben! Auch liegt die bislang nicht erfolgte Platzierung nicht an Dir oder Deiner Bewerbungsmappe.

Zur Beruhigung möchten wir dir sagen, dass Platzierungen im August völlig normal sind und dass du nicht allein damit bist. Unsere amerikanischen Partner setzen sich zum Ziel, sämtliche Schüler bis zum 31. August in Gastfamilien vermittelt zu haben. Dennoch werden einige Schüler vielleicht auch erst im September abfliegen, denn in einzelnen Bundesstaaten der USA beginnt dann erst die Schule. Darüber haben wir ja bereits ausführlich während des Bewerbungsgespräches und beim Vorbereitungsseminar gesprochen. Eine Platzierung ist ein komplizierter und vielschichtiger Prozess. Wenn Du die wichtigsten Punkte dazu noch einmal nachlesen möchtest, empfehlen wir Dir den Flyer "Wichtige Hinweise zur Abflugphase und Platzierung", den Du mit Deinen Vertragsunterlagen erhalten hast.

Wir möchten Dich und Deine Eltern bitten, noch ein bisschen Geduld aufzubringen. Wir erhalten zur Zeit täglich Platzierungen aus den USA. Auch für Dich könnte schon morgen die Information zu Deiner Gastfamilie vorliegen., die sich freiwillig entschlossen hat, Dich bei sich aufzunehmen und ihr Leben mit Dir zu teilen. Das Freiwilligkeitsprinzip bringt es aber auch mit sich, dass Gastfamilien nicht "gebucht" werden können, sondern ihre Entscheidung auch spontan treffen können und dieses - insbesondere in den USA - auch tun. Du kommst bereits an diesem Punkt mit einem Teil der amerikanischen Kultur in Berührung, der nicht der deutschen Mentalität entspricht. Also betrachte diesen spannungsreichen Teil vor der Abreise einfach schon als Einstieg in dein Austauschjahr!

Sobald wir Deine Platzierung (d. h. Gastfamilienzusage + High School Bestätigung) erhalten, leiten wir sie sofort an Dich weiter. Wir benachrichtigen Dich telefonisch und senden Dir noch am selben Tag einen Brief. Wenn Du Deine Gastfamilie erhältst, geht es so schnell, wie möglich los. Stell Dich also schon mal darauf ein, dass Du u. U. Deine Abschiedsparty überraschend schnell feiern musst!

Wir möchten Dir und Deinen Eltern herzlich für die bislang bewiesene Nervenstärke und das Verständnis danken.

Es grüßt Dich und Deine Familie ganz herzlich

Dein EUROVACNACES-Team




Und an Hand der Tatsache, dass ich jetzt tatsächlich den kompletten Brief originalgetreu abgeguttenbergt habe, könnt ihr mal sehen, wie wenig ich zu tun habe. Ich meine, okay, es ist  Dienstagabend halb elf, aber andere Dinge außer mein Austauschjahr gehen mir einfach nicht mehr durch den Kopf...

Doch nochmal zum Inhalt des Briefes:
Ich finde es eigentlich super, dass EUROVACANCES seinen Austauschschülern in dieser Lage Mut macht. 
Der Punkt, der mich und meine geplante Zukunft (Gemeint ist die Zukunft in den USA. Mein Leben hier in Deutschland plane ich seit langem nicht länger als höchstens eine Woche voraus.) etwas aus der Bahn geschmissen hat, war der Punkt, dass ich eventuell erst September abreise. Dass es diese Option gibt, war mir zwar bekannt, aber ich hätte mir doch nie träumen lassen, dass ich wirklich dermaßen Pech haben kann. Doch Fakt ist, früher oder später fliege ich, es sei denn, ich scheide in der Zeit bis zum Abflug dahin, doch das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich.

Es ist inzwischen auch der Punkt gekommen, dass die Benachrichtigung meiner Gastfamilie das Thema des nächsten Posts sein wird, denn mehr kann sonst nicht mehr geschehen, was das Auslandsjahr betrifft.

Ich hoffe, dass sich diese Annahme bestätigt.

Ich will einfach nur noch, dass es los geht. Oder, dass ich wenigstens weiß, wann, wohin und zu wem... Mein Gott, ist dieses Land groß und vielseitig und mein Gott, bin ich planlos. Ich hab das Gefühl, ich könnte ein Dartpfeil sein, der irgendwo auf eine riesige USA-Karte geworfen werden könnte und nie habe ich mir so sehr gewünscht endlich mal geworfen zu werden. Ja, das ist die Metapher des Monats.

Ich kann bereits alle 50 Bundesstaaten der USA + Lage, Hauptstadt und sogar Form (ich kann den Bundesstaat an seinem bloßen Umriss erkennen, würde man ihn mir auf ein leeres Blatt Papier malen) auswendig.

Ich habe schon drüber nachgedacht, mich in der verbleibenden Zeit bei "Wetten dass..?" anzumelden.


Zuletzt möchte ich hier ein Mädchen aus Duisburg erwähnen, das mich gerade über Whatsapp gebeten hat, hier von ihr zu schreiben. Sie hat gestern ihre Gastfamilie in Kalifornien bekommen und stichelt mich seit dem damit. 
Lydia, du bist doof und keines Wegs einfühlsam! Aber ich mag dich trotzdem... irgendwie...

Danke für's Lesen und bis hoffentlich bald. Hoffentlich!

-Johann